Der Lilith Code - Virtual DVD Magazine – Buch-Reviews
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    Der Lilith Code

    Der Lilith Code

    Genre:
    Thriller
    Autor:
    Martin Calsow
    Seiten:
    473
    Verpackung:
    Taschenbuch
    Kaufstart:
    23. April 2011
    Verlag:
    Aufbau Verlag
    ISBN:
    978-3-7466-2682-6

    Es gibt Menschen, die haben schreckliche Ereignisse zu bewältigen. Einer von ihnen ist auch Jan, ein deutscher Arzt, der nach Damaskus reist, um endlich den Tod seines jungen Sohnes zu vergessen. Dieser nämlich ist vor einiger Zeit qualvoll ertrunken und auf ihm lasten noch heute die Schuldgefühle. Dumm nur, dass diese Ort im Nahen Osten nicht gerade dazu einladen, die Vergangenheit zu verdrängen. Ganz im Gegenteil, muss er nämlich plötzlich seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, als er prompt in eine Schießerei gerät und dabei ein wichtiges und zugleich gefährliches Tagebuch an sich nimmt. Denn als auf der gesamten Welt plötzlich ein heftiger Glaubenskrieg ausbricht, hält nur er das Schriftstück in der Hand, welches ein enormes Blutbad verhindern könnte. Doch dafür muss er an der Seite seiner Gefährten zunächst einmal ein Kriegsgebiet durchqueren…

    Kritik:
    Seit Jahrtausenden sorgen die großen Weltreligionen immer wieder für blutige Auseinandersetzungen und Kriege. Während wir die schrecklichen Ereignisse, wie Inquisition und Kreuzzüge endlich hinter uns gebracht haben, scheint der Islam mehr und mehr zu einer großen Gefahr aufzusteigen. In Zeiten von Minarett-Verboten und Komplettverschleierung, wird selbst in der westlichen Welt die Forderung, nach einem Kampf gegen den Islam immer größer. Da käme es wohl so manchem recht, wenn es uns endlich gelingen würde, den Koran als reine Erfindung zu belegen. Und genau mit dieser wahnwitzigen These, welche so manchem Atheisten sowieso schon lange klar ist, befasst sich nun „Der Lilith Code“.

    Staatenkonflikte – Das Grau im Schwarz
    Autor Martin Calsow gelingt es mit seinem Buch nämlich zunächst auf beeindruckende Weise, aktuelle Geschehnisse in unserer Welt geschickt weiterzudenken. Bei all den Ereignissen und Entwicklungen im Nahen Osten, könnte man den „Lilith Code“ zu Beginn tatsächlich beinahe für eine Zukunftsoffenbarung halten, die vielleicht nicht einmal so unrealistisch ist. Auf äußerst durchdachte Weise durchleuchtet Calsow nämlich sogar die komplizierte Situation zwischen Iran und Israel, durch welche beide Länder letztlich nur profitieren. Vermeintliche Schwarz-Weiß-Gedanken eines Feindbildes werden so plötzlich zu einem großen Komplott umgewandelt, das dem Leser vor Augen führt, welche Hintergründe ein solcher Konflikt tatsächlich haben könnte. Eine gewisse politische Grundbildung sollte der Leser also durchaus mitbringen, um den „Lilith Code“ in vollem Umfang verstehen und genießen zu können, denn neben den großen Religionsausführungen besteht der Thriller vor allem aus einer gewaltigen politischen Story.

    Lilith – Ein blasphemischer Mythos
    Dabei benötigt es allerdings nur bedingt Kenntnisse über die europäische Politik, da vor allem der Nahe Osten vom Iran, über Syrien, bis Israel im Mittelpunkt steht. Speziell die islamischen Staaten stehen dabei also im Vordergrund und dementsprechend auch die Konflikte mit den Juden und Christen in den jeweiligen Ländern. Hinzu kommt dabei eine interessante Geschichte um die Fälschung des Korans und der Erfindung der Mohammed-Figur. Insgesamt lässt sich dabei deutlich herauslesen, dass Calsow überwiegend auf der Seite der religionskritischen Menschen steht und damit jegliche Religionen gelegentlich als mögliche Erfindung und somit reinen Blödsinn abtut. Vor allem jedoch will er anhand der „Lilith“-Figur die christliche Religion in ein schlechtes Bild rücken und verdeutlichen, dass die Kirche mit dem neuen und alten Testament gerne einmal unliebsame Inhalte zu ihrem Gunsten entfernt hat. Laut einem Mythos nämlich soll die Figur „Lilith“ nichts anderes, als die erste Frau Adams gewesen sein, welche letztlich aus dem Paradies verbannt wurde und fortan dafür sorgte, dass das Weiblich als Symbol für das Böse herhalten musste. Dass Eva in Wirklichkeit also nicht die erste, sondern zweite Frau auf der Erde laut der Ursprungsform der Bibel gewesen sein soll, verschweigt uns die moderne Bibel schließlich gerne. Doch Calsow holt dies nun in den Vordergrund – sei dies nun Fiktion oder nicht – und führt damit jegliche Religionen mit seinen Ausführungen völlig ad absurdum. Trotz des enormen religiösen Inhalts, dürfte „Der Lilith Code“ also auch für Atheisten und Religionskritiker ein wahres Freudenfest sein.

    Viel Story, wenig Handlung
    Wir merken also bereits, dass dieses Buch eine wahrlich enorme und umfangreiche Story mitbringt und daher nicht unbedingt als leichte Unterhaltungslektüre zu genießen ist. Dies wird allerdings auch dadurch umso deutlicher, dass sich gelegentlich gleich mehrere Kapitel um die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Entwicklungen drehen, statt um die Hauptprotagonisten. Wer es also liebt, stets bei den Abenteuern einer einzelnen Person, oder Personengruppe mit zu fiebern, muss sich darauf einstellen, dass er hier ganz und gar kein emotionales Buch aus der Ich-Perspektive geboten bekommt, sondern sich wirklich in die tiefgehenden Hintergrundgeschichten einlesen muss, die das noch vergleichsweise kurze Buch unter Umständen, wie einen Brocken erscheinen lassen. Maximal in jedem dritten Kapitel soll es schließlich um Jan und seine Gefährten gehen und auch nur da kommt durchaus echte Action und Spannung auf. Die restliche Spannung entsteht lediglich durch die komplexen und verschwörerischen Zusammenhänge der Politik. Gerade deshalb mag „Der Lilith Code“ auch einen besonders schwierigen Einstieg liefern und wird nicht auf Anhieb bei jedem auf Gefallen, geschweige denn Verständnis stoßen. Doch wer durchhält und sich die Mühe gibt, die Zusammenhänge in vollem Umfang zu verstehen, wird spätestens in der Mitte des Buches mit einem packenden Trip durch den Nahen Osten belohnt. Leider ist der Thriller allerdings wegen seiner etwas „schwierigen Kost“ eben nicht für jede Zielgruppe bestens geeignet und hat hin und wieder einige Längen.

    Fazit:
    Ein Thriller, der mit seinem schwierigen Einstieg und seinem komplizierten Inhalt zwar manche Leseratte zunächst quälen mag, aber im späteren Verlauf mit einer enorm umfangreichen und komplexen Story um Politik und Religion aufwarten kann und dem Leser dabei einen packenden Nahost-Trip bietet.